für wen?
für mich
für Dich
für es

Die Meister

Ein Mensch sitzt da, ein schläfrig trüber,
Ein andrer döst ihm gegenüber.

Sie reden nichts, sie stieren stumm.
Mein Gott, denkst Du, sind die zwei dumm!

Der eine brummt, wie nebenbei
Ganz langsam: Tc6-c2.
Der andre wird allmählich wach
Und knurrt: Da3-g3: Schach!
 
Der erste, weiter nicht erregt,
Starrt vor sich hin und überlegt.
Dann plötzlich, vor Erstaunen platt,
Seufzt er ein einzig Wörtlein: Matt!

Und die Du hielst für niedre Geister,
Erkennst Du jetzt als hohe Meister!

(Eugen Roth)

 

Die unmögliche Tatsachen

Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.

»Wie war« (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
»möglich, wie dies Unglück, ja-
daß es überhaupt geschah?

Ist die Staatskunst anzuklagen
in bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?

Oder war vielmehr verboten,
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln, - kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht -?«

Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im Klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!

Und er kommt zu dem Ergebnis:
»Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil«, so schließt er messerscharf,
»nicht sein kann, was nicht sein darf!«

(Christian Morgenstern)

 

Ein männlicher Briefmark

Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm erweckt.

Er wollte sie wiederküssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens!

(Joachim Ringelnatz)

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